Lebensmittel - Perfektes Obst und Gemüse

Früchte aus der ganzen Welt handelt die Josef Jenniges GmbH & Co. KG in Wuppertal. In der 100-jährigen Geschichte des Familienunternehmens hat sich das Geschäft mit Obst und Gemüse stark verändert.

Gurken, Ananas, Tomaten, soweit das Auge blickt: In großen Lastwagen kommen die Früchte bei der Josef Jenniges GmbH & Co. KG an und werden von Wuppertal-Varresbeck aus wieder in die Supermärkte verteilt. Angefangen hatte alles vor 100 Jahren mit einem Stand auf dem regionalen Wochenmarkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg dann begann Josef Jenniges den Handel mit Obst und Gemüse der umliegenden Landwirte auf dem Wuppertaler Großmarkt. Doch die Lust der Deutschen auf exotische Früchte wuchs. Jenniges knüpfte Kontakte nach Italien und Spanien, um Trauben und Zitrusfrüchte zu importieren. Sein Sohn Bernd Jenniges stieg 1967 ins Unternehmen ein und sorgte für starkes Wachstum. Heute hat Jenniges rund 100 Mitarbeiter.

„Damals hat mein Opa halbe Nächte telefoniert, um die Lkw über die Grenzen zu bringen“, erzählt Daniel Jenniges, der das Unternehmen jetzt in dritter Generation leitet. Bei seinen Großeltern im Dorf bei Burscheid wurden die Orangen noch im Wohnzimmer von Hand in Netze verpackt. Später wurden die Früchte teilweise direkt per Bahn in den Großmarkt gefahren. Wichtig waren die fachkundigen Einkäufer bei den großen Versteigerungen. Sie entschieden täglich aufs Neue, was zu welchem Preis gekauft wurde.

Bis dann ein Discounter anfragte, ob Jenniges eine Filiale beliefern wolle. Das änderte das Geschäft grundlegend: Jetzt musste langfristiger geplant werden, die Preise oft zwei Wochen im Voraus festgelegt werden. „Mein Vater wurde damals belächelt“, erzählt Daniel Jenniges. Die Kollegen konnten sich so eine Planung nicht vorstellen. Doch es funktionierte. Jenniges wuchs mit den Anforderungen. Während die kleinen Gemüsehändler als Kunden immer mehr wegbrachen, beliefert er inzwischen das gesamte mittlere NRW. Für den Verkauf an Kleinhändler hat Jenniges gemeinsam mit der Firma Ritz das Unternehmen JR-Frucht ausgegliedert.

Sowohl die Zahl der Früchte als auch die Qualität stieg in den 100 Jahren stetig. Gab es zu Beginn eine Sorte rote Äpfel und eine grüne, so sind es heute sechs Sorten rote und zwei Sorten grüne Äpfel, die außerdem in verschiedenen Gewichtseinheiten angeboten werden. Wassermelonen oder Erdbeeren sollen nun ganzjährig verfügbar sein und müssen dementsprechend von weither angeliefert werden. Immer genauer können die Planer des Discounters anhand von Wetterdaten, Feiertagen und Erfahrung vorhersehen, was die Kunden wohl am nächsten Tag kaufen wollen; so sinkt der Überschuss.

Passé sind auch die alten Lkw mit Plane. Die Speditionen müssen garantieren, dass die Ware auf dem Weg nicht zu warm wird. Sobald sie ankommt, wird deshalb erst einmal deren Temperatur gemessen. Empfindliche Früchte kommen im Kühl-Lkw und werden direkt ins Kühllager gestellt. Jede Anlieferung muss als erstes Tests durchlaufen. So wird etwa mit einem Drucktest geprüft, ob ein Apfel so knackig ist wie versprochen. Auch der Zucker- und Saftgehalt der Früchte wird untersucht. Für alle Parameter gibt es Vorgaben. Werden diese nicht eingehalten, muss der Discounter mit seinem Lieferanten diskutieren, wie es mit den Paletten voller Äpfel oder Tomaten weitergeht. Bio-Müll entsteht bei Jenniges jedoch fast gar nicht – selbst Mängelware wird wieder abgeholt und weiterverwertet.

Angeliefert wird die Ware meist im Laufe des Tages. Um 18 Uhr beginnt dann die Schicht der Kommissionierer: Sie müssen die Früchte so zusammenstellen, wie sie die jeweiligen Filialen bis 15 Uhr geordert haben. In der großen Halle sind deshalb alle Sorten so angeordnet wie später im Discounter. Denn so müssen sie auch auf die Paletten, damit sie später schnell ausgepackt werden können. Nach ein bis zwei Stunden müssen die ersten Lkw wieder losfahren – denn viele Supermärkte dürfen nur bis 22 Uhr und ab 6 Uhr beliefert werden. Ein enges Zeitfenster. 90 Prozent der Waren stehen am nächsten Tag im Supermarkt.

Text: Tanja Heil

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