3D-Figuren - Erinnerungen zum Anfassen
Foto- und Filmaufnahmen halten besondere Momente eines Lebens fest. In Solingen werden solche nun in die dritte Dimension übertragen. Martin Meyer hat einen Full-Body-Scanner entwickelt, der es ermöglicht, seine Liebsten und sich selbst als 3D-Figur zu verewigen.
Martin Meyers Begeisterung für 3D-Design begann schon früh. Mit seinem ersten Computer, einem Commodore Amiga, unternahm der gelernte Maschinenschlosser 1989 seine ersten Schritte im dreidimensionalen Raum. Er gestaltete mit Raytracing-Rendering-Software verschiedene Räume und Objekte mit unterschiedlichen Oberflächen und Lichteffekten.
Diese Fähigkeiten machten sich kurz nach der Jahrtausendwende bezahlt. Martin Meyer, der zwischenzeitlich erfolgreich eine Ausbildung zum Offsetdrucker abschloss, stieg in die virtuelle Welt namens Second Life ein. Die Online-Plattform, bietet Spielern die Möglichkeit, durch Avatare miteinander zu interagieren, zu spielen und Handel zu treiben. Der Clou dabei: Die virtuelle Spielwährung konnte gegen US-Dollar umgetauscht werden. „Ich habe Schuhe für Spieler gestaltet, diese in Second Life verkauft und damit Geld verdient“, so Meyer, der nach eigenen Angaben so 150.000 Paare absetzen konnte und „der größte Schuhhändler in diesem Metaverse“ war. Auf der Virtual Reality-Nachfolgeplattform Sansar setzt er sein Geschäft bis heute fort.
Im Zuge seines digitalen Schuhgeschäftes setzte sich Martin Meyer verstärkt mit dem Scannen von realen Objekten auseinander: „Durch meine Affinität zu Computern habe ich schnell den Bereich der 3D-Entwicklung für mich entdeckt. Das Scannen von realen Objekten ist immer interessanter geworden, weil man die daraus entstehenden 3D-Objekte in die virtuellen Welten mit etwas Aufwand transferieren kann.“
Zwischen 2019 und 2021 habe er seinen portablen Pizero-3D-Scanner entwickelt. Mit Hilfe des „Raspberry Pi“, einem kleinen Einplatinen-Rechner, und über 100 Kameramodulen baute er einen Scanner auf Fotogrammetrie-Basis: „Der Pizero-3D-Scanner ist ein Full-Body-Scanner, der es ermöglicht, Personen in voller Größe bis über zwei Meter einzuscannen.“ Der Vorgang dauert lediglich einen Bruchteil einer Sekunde, bevor eine spezielle Software auf Basis der angefertigten Fotos ein druckfähiges 3D-Modell generiert.
Seit 2021 können ihn Kunden in seinem Solinger Studio besuchen und einen 3D-Avatar von sich oder ihren Liebsten erstellen lassen. Möglich sind beispielsweise einzelne Personen, Elternteile mit ihren Kindern und Haustiere – letztere auch gemeinsam mit ihren Haltern. „Für den Scanvorgang sowie die Beratung und Vorbereitung sollte etwa eine halbe Stunde eingeplant werden“, so Meyer, der das Scanergebnis anschließend für den 3D-Druck nachbearbeitet. Die gewünschte Druckgröße bestimmt das verwendete Material: Kleine Figuren werden aus Kunststoff gedruckt, größere bestehen aus einem Gips-Polymer-Material, dessen Haptik einem Sandstein ähnelt. Im Produktionsprozess werden auch die Farben auf das Modell gedruckt. „Die 3D-Figur erreicht den Kunden binnen weniger Wochen per Lieferdienst“, so Meyer.
Für Unternehmen hat Martin Meyer ein besonderes Angebot: „Auf Wunsch komme ich mit meinem 3D-Scanner zu einem Event oder einer Firmenfeier.“ Generell bestehe für Kunden die Möglichkeit, sich lediglich einscannen zu lassen und ihre Figur dann selbst zu drucken. Ein 3D-Abbild eines Haustieres erstellt Martin Meyer als zusätzliche Option auf Basis von zugesendeten Fotos. „Ob Scan oder Bild – Figuren des eigenen Hundes sind derzeit die Favoriten meiner Kunden“, führt Meyer aus. Ein Kunde des Unternehmens kommt jährlich vorbei und lässt sich mit seinem Sohn ablichten und drucken. Besonders war zudem ein Paraglider, der sich in voller Montur hat einscannen lassen und dafür eigens eine Hängekonstruktion baute. „Was technisch möglich ist, setze ich gerne um“, so Martin Meyer abschließend.
Text: Martin Wosnitza