Street Art - Mehr als bunte Wände

Valentina Manojlov hat das Stadtbild in Wuppertal verändert. Ihr Projekt Urbaner Kunstraum Wuppertal hat zahlreiche Künstler nach Wuppertal gebracht, die hier großflächige Murals an Hausfassaden geschaffen haben.

Im Oktober 2024 haben Sie mit Ihrem Projekt den Wuppertaler Wirtschaftspreises in der Kategorie Marketing gewonnen, was bedeutet das für Sie und Ihr Team?

Das wir mit dem Urbanen KunstRaum Wuppertal jede Menge richtig gemacht haben – das macht uns natürlich glücklich.

Nichts weniger als das größte Freiluftmuseum für Street Art weltweit ist die Vision für den Urbanen KunstRaum Wuppertal, wie kommt man auf sowas?

Indem einem einfach auf die Nerven geht, dass die Stadt, in der Du seit 34 Jahren lebst, ständig hinter ihren Möglichkeiten bleibt und sich unter Wert verkauft. Deswegen war eine Sache von vornherein klar: Wir machen es fett oder gar nicht. Wir wollten den ganz großen Auftritt für Wuppertal und eine internationale Aufmerksamkeit. Unter unserem Konzept, das wir beim Heimatministerium eingereicht haben, steht: We believe Wuppertal can make a Difference und wir haben bewiesen, dass das stimmt.

Was sind Murals überhaupt?

Riesige Wandgemälde im öffentlichen Raum.

Wie haben Sie es geschafft, internationale Street-Artists für das Projekt zu gewinnen?

Eine Mischung aus viel Freiheit, fantastischen Wänden und persönlicher Begeisterung.

Mit dem UKW haben sie Wuppertal wieder auf die touristische Karte gepackt, der Marco Polo Trendguide 2025 nennt die Stadt aufgrund Ihrer Murals als Top-Reiseziel – schon cool, oder?

Das Niveau der Street Art Künstler und deren Kunst ist auch verdammt hoch. Komplett verdient! Wir sind im vergangenen Jahr auf jeden Fall von unserem Erfolg etwas überrollt worden, aber ich möchte nicht so tun, als wüsste ich nicht, was ich tue. Ich habe an dem Konzept vier Jahre gearbeitet und gefeilt, wenig dem Zufall überlassen. Ich denke nicht: Oh, wie konnte das nur passieren.

Wie sehen Sie die Rolle des UKW nach der Auszeichnung und der Erwähnung im Trendguide für die wirtschaftliche Entwicklung von Wuppertal?

Auf jeden Fall ist der UKW ein fettes Brett für die Stadt und verleiht ihr eine deutlich größere Sichtbarkeit und obendrauf jede Menge positive Bestärkung. Macht ist nicht mein Ding, aber das die Menschen – Bürger wie Besucher – das Projekt so krass feiern, macht mächtig viel Spaß.

Wie lief es denn am Anfang, als der UKW noch eine reine Idee war, gab es da viel Unterstützung von der Stadt? Wie haben Sie die Finanzierung für das Projekt gesichert?

Ich glaube, die Stadt war schon von Anfang an von der Idee an begeistert. Wir haben auch einen Letter of Intent vom Kulturdezernenten erhalten. Aber aufgrund der finanziellen Lage der Stadt konnte sich niemand wirklich vorstellen, dass sich ein Street Art-Projekt mit einer geplanten Summe von rund 1 Mio. Euro tatsächlich umsetzen lässt. Das unterstelle ich jetzt einfach mal. Glücklicherweise konnten wir einige lokale Unternehmen und Privatpersonen begeistern und damit unsere Eigen- und Drittmittel zusammentragen, damit überhaupt eine Förderung durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen möglich wurde.

Wuppertal war durch Martin Heuwold aka Megx ja schon bekannt in der StreetArt-Szene. Welche Bedeutung aber hat die StreetArt für die kulturelle Identität einer Stadt wie Wuppertal?

Also unsere internationalen Größen der StreetArt-Szene kannten Wuppertal nicht und schon mal gar nicht im Zusammenhang mit StreetArt. Es gab genau zwei Werke aus Wuppertal, die bekannt waren: die Gläsker Treppe an der Gathe und die Legobrücke von Martin Heuwold an der Schwesternstraße – und damit war das Kontigent an bekannter StreetArt in Wuppertal ausgeschöpft. Aber da ging es mehr um die Werke und weniger um Wuppertal.

Zur kulturellen Identität einer Stadt:

Insgesamt ist StreetArt ein kraftvolles Medium, das nicht nur die Ästhetik einer Stadt beeinflusst, sondern auch deren kulturelle Narrative und Identität formt. Sie ist ein wichtiger Faktor, um die Identifikation mit dem städtischen Raum, die Förderung einer breiten gesellschaftlichen Wertedebatte und eines lebendigen, zivilgesellschaftlichen Klimas anzuregen: Sie definiert Räume neu, schafft Wahrzeichen, diskutiert relevante Themen, schärft Bewusstsein, bildet kulturelle Vielfalt ab, spiegelt Gesellschaft wider, schafft Zugehörigkeit, stärkt Identifikation mit dem Umfeld und transformiert vernachlässigte Orte. Sie ermöglicht breiten Bevölkerungsschichten eine kulturelle Teilhabe und regt nicht nur zum Teilhaben ein, sondern auch zum Teilnehmen und selbst kreativ werden. StreetArt ist ein Spiegelbild der sozialen, politischen und kulturellen Dynamiken, die in einer Stadt herrschen.

Wie reagieren die Bewohner*innen von Wuppertal auf Ihre Kunstprojekte?

Wir sind überwiegend positiv besetzt – gibt wenig zu meckern.

Und wie war das bei Ihnen, wie hat sich Ihre Leidenschaft für Street Art entwickelt?

Die 1990er Jahre waren eine entscheidende Zeit für die Hip-Hop- und urbane Kultur. In diesem Jahrzehnt erlebte Hip-Hop einen enormen Aufschwung und entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Musikgenres weltweit. Und ich war mittendrin. Aber davon abgesehen: Kreativ im Denken und Handeln war ich schon immer. Ich liebe nahezu alles, was mich kreativ herausfordert und neu inspiriert. Wie zum Beispiel Pina Bausch – die habe ich mit 16 Jahren irgendwo in einer Doku auf dem 3. Programm entdeckt und war sofort durch ihre Einzigartigkeit geflasht.

Hinter dem Urbanen KunstRaum Wuppertal steckt Ihr Verein WupperOn929 unter anderem mit einem Podcast. Was ist in Zukunft noch geplant?

Auf jeden Fall eine letzte großartige Edition 2025 umzusetzen und dann gucken wir weiter.

Gibt es Pläne, wie die Murals langfristig erhalten bleiben können?

Eine Lebensdauer von mindestens fünf Jahren ist pro Kunstwerk garantiert und darüber hinaus entscheiden die Hausbesitzer, welche Lebensdauer sie den Kunstwerken einräumen. Wir erhalten nix – die Temporalität ist die größte Innovationskraft dieser Kunstform.

Gibt es internationale Künstler*innen, die Sie unbedingt noch für den UKW gewinnen wollen?

Ja, da gibt es noch Einige, aber das bleibt noch eine Überraschung.

Was gefällt Ihnen im Bergischen besonders gut?

Die Menschen – schwer zu erobern, aber dann forever.

Was ist Ihr Geheimtipp im Bergischen?

Der Urbane KunstRaum Wuppertal, haha. Spaß beiseite – es gibt einiges, aber insbesondere die Wuppertaler Nordbahntrasse, weil sie auf eine neue Art die Stadt miteinander verbindet.

Das Gespräch führte Daniela Ullrich.

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